eSports erobert Zuschauer- und Spielerherzen
Yuriy SheremetGefüllte Stadien und riesige Zuschauermengen, die ihren Stars zujubeln: Was vor der Coronakrise für die meisten großen Sportarten zutraf, ist seit der Pandemie nur noch virtuell möglich.
eSport-Fans haben es dabei gut. Die an Konsolen oder auf PC oder mobilen Geräten ausgetragenen, weltweit gestreamten Turniere bringen die Massen zusammen, selbst wenn jeder für sich im stillen Kämmerlein hockt.
Bereits vor Covid-19 stieg die Zahl der Spieler und Fans stetig an. Rund 13 Millionen Deutsche schauten bereits vor etwas mehr als einem Jahr eSports-Ereignisse. Besonders populär war digitaler Sport bei den 16- bis 24-Jährigen, von denen rund 44 Prozent eSports-Events oder Meisterschaften verfolgten. Die meisten der Fans guckten dabei Aufzeichnungen an. Live-Streams waren nur bei rund zwölf Prozent der Deutschen beliebt, was allerdings nicht am Interesse, sondern an der Zeitverschiebung zu den Hauptaustragungsorten liegt.
In etlichen Ländern werden eSports bereits als echter Sport anerkannt. Deutschland tut sich damit noch schwer, obwohl gerade die Fußball-Bundesliga seit Jahren einer der Vorreiter ist, was eigene eSports-Kicker anbelangt.
Anerkannt oder nicht, eSports auf professioneller Ebene erfordert ein Höchstmaß an Nervenkraft und Konzentration, die erst einmal erworben sein wollen. Wer zum Beispiel beim Blackjack die hohe Kunst des Kartenzählens trainiert hat, wird wissen, wieviel Köpfchen erforderlich ist, um selbst in scheinbar einfachen Spielen den kompletten Überblick zu behalten. Dieser Überblick ist für die beliebtsten eSports-Games unerlässlich, um sich auf dem virtuellen Feld zu behaupten.
Dabei sind eSports für die besten Spieler zur Goldgrube geworden. An Nummer Eins unter den Games lag im vergangenen Jahr „League of Legends“. Das actionreiche Strategiespiel, bei dem zwei Teams mit je fünf aus 140 Charakteren ausgewählten Champions versuchen, sich gegenseitig Basen zu zerstören, Monster zu töten und am Ende als Sieger aus blutigen Schlachten hervorzugehen.
Mehr als 478 Millionen Zuschauerstunden konnte „League of Legends“ im Jahr 2019 verbuchen. Allein beim Halbfinale der Weltmeisterschaften wurden rund vier Millionen Zuschauer gezählt.
An zweiter Stelle lag „Counter-Strike: Go“. Die realitätsnahen Szenerien, in denen eine Anti-Terror-Einheit versucht, von Terroristen genommene Geiseln zu befreien und Bomben zu entschärfen, kam auf mehr als 284 Millionen Zuschauerstunden. Beim Finale des IEM Katowice Major 2019 waren rund 1,2 Millionen Fans via Bildschirm dabei.
Doch auch die auf klassischen Sportarten basierenden eSports-Spiele legen an Beliebtheit zu. Fast schon der Vater aller eSports-Games ist die „FIFA“-Reihe. Seit 1993 können Hobbyfußballer auf der Konsole kicken. Das jedes Jahr in einer neuen Version herausgebrachte Game ist weltweit ein Verkaufsschlager. Das Ende September 2019 erschienene „FIFA 20“ ist allein in Deutschland in den ersten drei Verkaufsmonaten rund 1,5 Millionen Mal über den Ladentisch gegangen.
Weltmeisterschaften in dem Konsolenspiel werden seit 2004 ausgetragen. Der „FIFA“ eWorldCup wird alljährlich unter den besten 32 von Millionen von Anwärtern in den Qualifikationsrunden ausgetragen. Die virtuelle Weltmeisterschaft hält den Guinness-Buch-Rekord als größtes Online-eSports-Game.
Derzeitiger Titelträger ist der bei Werder Bremen unter Vertrag stehende Mohammed „MoAuba“ Harkous. Fans können ihn derzeit bei den Spieltagen der virtuellen Bundesliga erleben. Die Online-Begegnungen sind ein weiterer Beweis, wie stark im Kommen eSports sind, für Spieler wie für reine Zuschauer.
Yuriy Sheremet - Experte für Mobile Gaming und Esports bei Shootern und MOBA-Spielen.
Bei EGamersWorld arbeitet Yuriy, wie schon 2020, als er dem Portal beitrat, mit Inhalten, wenn auch mit Anpassungen in seinem Verantwortungsbereich.